Bei Regen oder Sonnenschein – Graben reinigen muß sein!

Wo es früher hieß „Im Märzen der Bauer die Rößlein anspannt…“, da werden heute die Traktoren in Bewegung gesetzt. Bei den Wässergemeinschaften des Rednitztals steht die Reinigung der Gräben an. Bevor die Vegetation im Frühling mit Kraft aus dem Boden schießt wollen die Landwirte den vertrockneten Gräsern an den Grabenrändern und angesammeltem Laub, Ästen und Schlamm oder Erde am Grabengrund mit Schaufel, Hacke und Heugabel, oder auch mal dem Schaufellader zu Leibe rücken.
Der Vorsitzende des Wässerverbands hat alle Mitglieder und Mitnutzer der Bewässerungsstruktur zur Gemeinschaftsarbeit zusammengerufen, wie jedes Frühjahr. Und wenn es nicht einen sehr triftigen Entschuldigungsgrund gibt, kommen auch alle gerne. Es ist heutzutage noch eine der wenigen Gelegenheiten, an denen man sich zwanglos unter Kollegen zusammenfinden und über alle möglichen Themen austauschen kann, während man gemeinsam das Werkzeug schwingt. Und dabei spielt die Witterung keine Rolle, denn „es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung“. Wo käme der Landwirt auch hin, wenn er sich von Regen oder Sturm von seiner Arbeit abhalten ließe!

WV Hopfengarten: Arbeitseinteilung in der Gruppe

Gemeinschaftlich wird abgesprochen, welche Truppe welchen Abschnitt der Gräben übernimmt.


WV Igelsee: Grabenreinigung

Der Traktor wird eingewiesen, um angesammelte Erde, Laub und Zweige aus dem Graben zu heben.


In den frühen Jahren der Wässergemeinschaften wurde in den gemeinsam vereinbarten Regeln, in den sogenannten Wässerbriefen, festgesetzt, dass jeder Bauer, der von der Wässerung profitierte, an den Gemeinschaftsarbeiten an den gemeinsam genutzten Anlagen wie Wehre und Zulaufgräben teilzunehmen hatte (entsprechend der genutzten Anteile) und auch seine eigenen Gräben gemäß Verordnung zu pflegen habe. Wer dem Aufruf des Vorsitzenden nicht Folge leistete, mußte eine festgesetzte Strafe bezahlen. Dies gilt im Prinzip bis heute. Die anfallenden Kosten werden anteilig umgelegt.
Zu meinem im vergangenen Jahr erschienenen Buch „Das Geschenk des Wassers“ (ISBN >978-3-942251-76-1) hatte ich die heute noch aktiven Wässergemeinschaften im Rednitztal besucht und dabei einige Freundschaften geschlossen. So hielt man mich auch dieses Jahr auf dem Laufenden, wann die Grabenputzarbeiten begannen. Gerne habe ich einige solcher Aktionen mit meiner Kamera begleitet und die Gelegenheit genutzt, mehr Mitglieder der Gemeinschaften kennenzulernen. In einigen nehmen auch Mitglieder der lokalen Fischereivereine teil, die damit nicht nur die Bauern bei dieser Arbeit unterstützen, sondern auch ihr Soll an Arbeitsleistungen in ihrem Verein abarbeiten dürfen.
WV Hopfengarten: Grabenreinigung

Grabenschultern und Sohle müssen von Hand gereinigt werden. In der Gruppe macht die Arbeit mehr Freude.


Je nach Grabenstruktur werden Arbeitsgruppen gebildet, die ihren jeweiligen Abschnitt säubern. In manchen Fällen kann das zu entfernende Material einfach auf einer der Grabenschultern abgelegt werden, in anderen muß es aufgeladen und in anderen Bereichen abgelagert werden, wo es die Bewässerungsnivellierung nicht beeinträchtigt. Denn schon eine Schaufel voll Erde aus dem Graben kann, an der falschen Stelle abgelagert, die Verteilung des Wassers über die Wiesenfläche beeinträchtigen. Aber darauf achten schon die „alten Hasen“ und geben den jüngeren Mithelfern die entsprechenden Anweisungen.
WV Igelsee: Beisammensein nach getaner Arbeit

Die Grabenreinigung ist erledigt, jetzt geht es zum gemütlichen Teil über: Kaffee und Kuchen.


Und nach getaner Arbeit gehört auch ein gemeinsamer Ausklang mit Vesper oder Kaffee und Kuchen dazu. Jede Gemeinschaft hat auch hier ihre eigene Tradition, die gepflegt wird. Dies ist dann auch das gemütliche Beisammensein, an dem man sich über Alltägliches und vielerlei Themen austauschen kann, die das Leben eines Landwirts bewegen. Ohne dieses Zusammensitzen wäre der Arbeitseinsatz auch nur das halbe Vergnügen!
Da kann dann der Sommer ruhig kommen!

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