Projekt “(de)maskiert”

Während der pandemischen Jahre haben wir lernen müssen, mit einigen Einschränkungen und Maßnahmen zu leben. So wurden wir angehalten, Abstand zu halten, Masken zu tragen und andere Hygienemaßnahmen auf uns zu nehmen. Damit wurden wir davon abgehalten, uns mit anderen Menschen im Freien (und oft auch zuhause) zu treffen, Einkaufen zu gehen oder auch Restaurants zu besuchen. All diese Beschränkungen haben, besonders in der westlichen Welt, dazu geführt, vermehrt Einkäufe im Internet zu tätigen. So erledigen wir bequem von unserem elektronischen Gerät aus einen Kauf eines Kleidungsstücks, eines Lebensmittels, oder eines Medikaments, besuchen bestimmte soziale Medien oder lesen unsere bevorzugte Online-Zeitung und vieles andere mehr. Neben der Vermehrung der Vermögen der Internetmogule und Welt-Milliardäre haben wir damit auch mehr Daten und Informationen über uns selbst geliefert, als uns lieb sein kann. So haben wir den Verwertern von „big data“ Informationen über unsere Identität, Präferenzen, unseren Gesundheits- oder gar auch Gemütszustand geliefert. Dies bedeutet, dass z.B. Google und Amazon mehr über uns Bescheid wissen als wir vielleicht selbst. Wir stehen also diesen gegenüber völlig transparent und nackt gegenüber. Dennoch versuchen wir oft vehement, unser Gesicht vor Fremden zu verhüllen (oder lassen uns das von der Politik auferlegen).

Körper-Mosaik

Diese Fotoserie soll die Auslieferung unserer Identität in vielen Teilen und Facetten an alle mögliche Internetdienste und –anbieter reflektieren, die aus allen unseren „Bewegungen“ im Internet Rückschlüsse auf unsere Individualität schließen, aus dem Puzzle der Einzelteile ein individuelles Profil erstellt und diese Information digital klassifiziert haben. In dieser Hinsicht ist die Verhüllung unseres Antlitzes ein vergebliches Unterfangen und dient lediglich zur Anonymisierung im Rahmen des Bekanntenkreises. Trotzdem fühlen wir uns damit „geschützter“.

In der Regel bringt jeder Nutzer eines smartphones ausreichende Kenntnisse zur Aufnahme von „selfies“ mit. So erstellen die Modelle in diesem Projekt mit ihrem smartphone selbst eine Reihe von Fotos von ihrem Körper, indem sie einem starren Raster folgen. Diese werden sodann an den Fotografen (meist per Email oder einem Social-media-Kanal) übermittelt, der sie dann zu einem Mosaik zusammenfügt, das die Registrierung unseres Körpers und unserer Persönlichkeit bei den big players des Internet versinnbildlicht.

Da die Fotos von den Modellen selbst wie als Selfie erstellt werden, unter möglicherweise unterschiedlichen und suboptimalen Lichtverhältnissen, ergeben sich bei der Erstellung des Mosaiks starke Farb- und auch optische Verschiebungen und Abbildungsunterschiede. Die Einzelbilder werden bei der Montage nicht retuschiert, sodass sich ein aufgelöster Eindruck ergibt. Dieser spiegelt jedoch auch die Vielfalt der Infomationselemente wider, die bei der "Auslieferung" ans Internet trotzdem ein spezifisches Profil ergeben.

Dieses Projekt wird mit Modellen jeglichen Geschlechts, Alters, Konfektionsgröße oder Herkunft auf TfP-Basis (jedes Modell erhält das fertige Mosaik in maximaler Auflösung als digitales Produkt) durchgeführt. Dabei arbeiten die Modelle i.d.R. bei sich zuhause oder in einer Location ihrer Wahl, vor einem frei gewählten Hintergrund, der wiederum als eigenes Bild (ohne Modell) eingeblendet oder mit einer entsprechenden Farbe hinterlegt wird.